Asian Women’s Film Festival 19. - 23. September 2007
im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen Berlin 2007 im Kino Arsenal
Filmübersicht
Koreanische Klassiker
Madame Freedom
Regie: Hyeong-Mo Han, Korea 1956, 124 Min.
“Madame Freedom” war einer der großen Erfolge im koreanischen Kino der 50er Jahre, löste aber wegen der für
die damalige Zeit skandalösen Darstellung einer autonomen Frauenfigur auch eine kontroverse Debatte aus. Die
Frau eines Professors nimmt einen Job in einer Boutique an und entdeckt ihre Lust am Nachtleben. Ihr junger
Nachbar, zu dem sie sich hingezogen fühlt, bringt ihr das Tanzen bei. Währenddessen verliebt sich ihr Ehemann in
eine Studentin. Doch beide Ehepartner beginnen ihre Fehler zu bereuen.
Der Film verknüpft den Ausbruch einer Frau aus der traditionellen Rolle als Ehefrau und Mutter mit dem
Freiheitsversprechen der amerikanischen Popkultur. Die Modernisierung der Geschlechterverhältnisse wird
gleichzeitig als begehrenswert aber auch als gefährlich dargestellt. Den Höhepunkt dieses Melodramas bildet eine
spektakuläre Mambo-Tanzszene in einem Nachtclub.
The Flower in Hell
Regie: Sang-Ok Shin, Korea 1958, 86 Min.
„The Flower in Hell“, der 2001 auf dem Filmfestival in Pusan wieder entdeckt wurde, gehört zu den wichtigsten
Wegbereitern des so genannten „Goldenen Zeitalters“ des koreanischen Kinos der 60er Jahre. Beeinflusst vom
italienischen Neorealismus und dem amerikanischen Film Noir zeichnet Sang-Ok Shin ein düsteres Portrait von
den Randzonen der koreanischen Nachkriegsgesellschaft: Dong Shik (Jo Hae-Won) geht nach Seoul, um seinen
älteren Bruder Young Shik (Kim Hak) wiederzufinden. Er hat seiner Mutter versprochen, den verlorenen Sohn
wieder in das heimatliche Dorf zurückzubringen. Doch Young Shik gehört mittlerweile einer Gang an, die US-
amerikanische Militärstationen ausraubt und die Waren auf dem Schwarzmarkt verkauft. Die Ereignisse nehmen
eine fatale Wendung, als sich Dong Shik in die Geliebte von Young Shik, die Prostituierte Sonya (Choi Eun-Hee)
verliebt. In düsteren, semi-dokumentarischen Bildern fängt der Film die urbane Verwilderung des Nachkriegsseoul
ein, in dem die Präsenz der amerikanischen Truppen eine kriminelle Untergrundökonomie florieren lässt. In dieser
amoralischen Welt aus Profitgier und Ausbeutung ist Prostitution die zentrale Metapher korrumpierter menschlicher
Beziehungen.
The Guest and my Mother
Regie: Sang-Ok Shin, Korea 1961, 103 Min.
Im Gegensatz zum Pessimismus von Sang-Ok Shins früherem Film „The Flower in Hell“ besticht „The Guest and
my Mother“ durch seinen warmen Humor: Ein Künstler aus Seoul kommt in ein Dorf, in dem die Witwe eines
verstorbenen Freundes gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter und Tochter lebt. Die beiden verlieben sich
ineinander, verstecken aber ihre Gefühle aus Angst vor dem moralischen Urteil der Dorfgemeinschaft. Parallel
entspinnt sich eine zweite Romanze zwischen dem Hausmädchen und einem Eierverkäufer. Sang-Ok Shin war
nicht nur ein technisch innovativer Regisseur, der in den 50er Jahren Zoom-Linsen in das koreanische Kino
einführte. Auch in formaler Hinsicht war Shin offen für Experimente, wie „The Guest and my Mother“ beweist:
Erzählt aus der Perspektive der kleinen Tochter, blickt diese zu Beginn in augenzwinkernder Nouvelle-Vague-
Manier direkt in die Kamera.
The Daughters of Pharmacist Kim
Regie: Hyun-Mok Yu, Korea 1963, 97 Min.
Hyun Moks Yus Familienmelodrama wird von vielen Kritikern als eines der großen Meisterwerke der koreanischen
Filmgeschichte gefeiert: Angesichts der ökonomischen Misere sieht sich Apotheker Kim Sung-Soo gezwungen,
seinen alten Beruf aufzugeben und sein Glück im Fischfang zu suchen. Kim hat vier Töchter, die unterschiedlicher
nicht sein könnten: Die älteste Tochter ist eine Witwe, die von den Behörden verdächtigt wird, ihr uneheliches Kind
getötet zu haben. Die zweite, intellektuelle Tochter widmet sich ganz ihrem Studium in Seoul, während die dritte
Tochter nur auf sexuelle Abenteuer aus ist. Die vierte und jüngste Tochter ist eine gläubige Christin. Hyun-Mok Yus
Film vereint einige der großen koreanischen Schauspielerinnen der 60er Jahre in einem brillanten Porträt einer
Gesellschaft im Umbruch. In den Schicksalen der vier Töchter werden die Widersprüche zwischen traditionellen
und modernen Lebensformen vielfältig ausgetragen. Wie so viele Filme dieser Periode, schöpft auch die
ausgefeilte visuelle Inszenierung von „The Daughters of Pharmacist Kim“ von den ästhetischen Möglichkeiten des breiten Cinemascope-Formats.
The Seashore Village
Regie: Su-Yong Kim, Korea 1965, 91 Min.
Ein Dorf voller Witwen: regelmäßig kehren die Fischerboote mit den Männern nicht mehr von der See zurück. Auch
Hae-Sun (Ko Eun-Ah) verliert ihren Mann kurz nach ihrer Heirat durch einen Sturm. Sie verliebt sich in den
impulsiven Sang-Su (Shin Young-Kyun) und verlässt mit ihm das Dorf. Sie wandern von Ort zu Ort, doch die
wachsende Eifersucht von Sang-Su führt zu dramatischen Zuspitzungen. „The Seashore Village“ lebt ganz von der
Schönheit der Naturaufnahmen, die sich in delikaten Kamerabewegungen im Cinemascope-Format entfalten. Der
Film zeichnet aber auch das lyrische Porträt einer selbstbestimmten Frauengemeinschaft. Die Abwesenheit der
Männer erlaubt es den Frauen des Dorfes, ein Leben frei von patriarchalischen Zwängen zu führen. Basierend auf
einer Kurzgeschichte von Young-Soo Oh gehört „The Seashore Village“ zu den bedeutendsten
Literaturverfilmungen der koreanischen Filmgeschichte.
Dokumentarfilme
Women 50 Minutes
Regie: Shi Tou, China 2006, 50 Min.
Als Hauptdarstellerin des ersten lesbischen chinesischen Films „Fish and Elephant“ wurde Regisseurin Shi Tou
zum Star. In „Woman 50 Minutes“ findet sie in einem Dorf in der Guizhou-Provinz eine fast männerfreie
Frauengemeinschaft vor die meisten Dorfbewohnerinnen sind lesbisch. Shitou bringt ihre künstlerischen Wurzeln
– sie war Anfang der 90er Jahre Mitglied der legendären Pekinger Künstlergruppe Yuan Ming Yuan – auf
spielerische Weise in den Film ein. In einer Mischung aus narrativen und experimentellen Momenten fokussiert sie
sich dabei nicht nur auf lesbische Frauen, sondern fügt verschiedene Frauenportraits aus Tibet, Quinghai und
Peking zu einer Bestandsaufnahme weiblichen Lebens unter den Bedingungen eines rapiden gesellschaftlichen
Transformationsprozesses zusammen.
Shocking Family
Regie: Kyung Soon, Korea 2006, 116 Min.
Der Film hinterfragt die fundamentale Institution “Familie”, indem er die Familien der Team-Mitglieder vor die
Kamera holt und mit dem „normalen Leben“ der anderen vergleicht. Da ist die Kamerafrau Se-Young, ein Single
Ende 20, die Still-Fotografin Kyung-Eun, eine kürzlich geschiedene Frau Mitte 30 und dann die Regisseurin Kyung
Soon Mitte 40 und allein erziehende Mutter einer Teenager-Tochter. Und dann gibt es da noch Vincent, ein
koreanischer Amerikaner, der als Kind zur Adoption freigegeben wurde und in den USA aufwuchs. Auch er kritisiert
die streng hierarchisierte koreanische Familienstruktur im Sinne der Blutsverwandtschaft. Alle Protagonisten im
Film versuchen, dem eine andere Definition von Familie entgegenzusetzen, die die eng gesetzten Grenzen der
klassischen Familie überwindet.
Keeping the Vision Alive: Women in Korean Filmmaking
Regie: Soon-Rye Yim, Korea 2001, 51 Min.
Soon-Rye Yims Dokumentation versucht durch eine vielfältige Collage aus Archivmaterial, Photographien,
Interviews und Texten eine alternative Historiographie des koreanischen Kinos aus weiblicher Perspektive.
Regisseurinnen, Kamerafrauen, Drehbuchautorinnen, Cutterinnen, Produzentinnen erzählen von ihren
Erfahrungen und Kämpfen innerhalb einer männlich dominierten Filmindustrie. Die Regisseurin sagt selbst über
ihren Film:„Es stimmt, dass sich in den letzten Jahren die Position der Frauen in der Filmindustrie deutlich
verbessert hat. Trotzdem gibt es für Frauen immer noch viele Hürden und Widerstände, die sie an ihrer
künstlerischen und kreativen Entfaltung behindern. In diesem Film habe ich versucht, ein möglichst unfassendes
Bild weiblichen Filmschaffens zu zeichnen und ihre Erfahrungen und Erinnerungen, ihre Ängste, Freuden und
Hoffnungen einzufangen.“
Dear Pyoungyang
Regie: Yong-Hi Yang, Japan 2005, 107 Min.
In „Dear Pyoungyang“ beschäftigt sich die Regisseurin, eine in Japan geborene Koreanerin, auf bewegende Weise
mit der blinden Treue ihres Vaters zu Nordkorea und ihren eigenen ambivalenten Gefühlen gegenüber der
politischen..... Als Jugendlicher emigrierte Herr Yang, der Vater der Regisseurin, von Südkorea nach Japan. Seine
Erfahrung mit der japanischen Besatzung, der nachfolgenden Teilung Koreas und dem Krieg ließen ihn zum
Kommunisten und bekennenden Nordkoreaner werden. 1971 schickte er – als ultimatives ideologisches Opfer –
seine drei Söhne, vierzehn, sechzehn und achtzehn Jahre alt, nach Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas. 30
Jahre später untersucht sein jüngstes Kind Yong-Hi Yang, das mit den Vorzügen des modernen Japan
aufgewachsen ist, die Gründe für diese radikale Entscheidung des Vaters. Während diverser Reisen nach
Pjöngjang macht sie Filmaufnahmen, die ungewöhnliche Einblicke in das alltägliche Leben der Nordkoreaner
geben, aber auch die belastete Situation der getrennten Familie deutlich werden lassen. Ohne Angst vor der Komplexität der Situation erzählt Yang eine Vater-Tochter-Geschichte vor dem Hintergrund der geografischen und geistigen Diaspora, eine Geschichte über politische und persönliche Aufopferung.
Railroad of Hope
Regie: Ying Ning, China 2001, 55 Min.
Jedes Jahr, im August und September, verlassen tausende arme Landarbeiter Sichuan und begeben sich auf eine
3000 Kilometer lange Zugreise. Drei Tage und zwei Nächte fahren sie in extremer Enge der Waggons in Richtung
Westen, in die autonome Region Xinjiang. Hier müssen endlose Baumwollfelder abgeerntet werden, eine schwere,
aber besser bezahlte Arbeit. Die meisten verlassen ihre Dörfer zum ersten Mal und sind noch nie mit der Bahn
gefahren. Regisseurin Ning Ying untersucht dieses relativ neue Phänomen der Migration innerhalb Chinas. Zum
ersten Mal kommen hier in einem Dokumentarfilm chinesische Landarbeiter aus ärmlichen Gegenden in der Mitte
Chinas zu Wort und sprechen offen über ihr Leben. Ning Ying:„Vor ungefähr einem Jahr entschloss ich mich, eine
lange Zugreise durch China zu unternehmen. Dabei wurde meine Aufmerksamkeit sofort auf die Massen von
Landarbeitern gelenkt, die sich auf eines der großen Abenteuer unserer Zeit wagen. Nachdem ich mit ihnen
gesprochen hatte, überraschte mich vor allem, dass die meisten diese Reise nicht nur aus wirtschaftlichen
Gründen antraten, sondern auch mit dem Wunsch, ihren Horizont zu erweitern und eine neue Welt zu sehen.“
NoGaDa – Tagelöhner
Regie: Mire Kim, Japan/Korea 2005, 89 Min.
Als „NoGaDa“ werden Tagelöhner in Japan und Südkorea bezeichnet. Sie arbeiten auf Baustellen und verdingen
täglich ihre bloße Arbeitskraft und kämpfen um das tägliche Überleben. Die Tagelöhner stehen auf der untersten
Stufe der Arbeiterhierarchie und werden im Namen des Wirtschaftswachstums eingesetzt, wenn Not am Mann ist
und wieder entlassen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Der Film nähert sich den Tagelöhnern ohne Scheu
und Mitleid, und zeigt sie als Menschen mit individuellen Ängsten und Hoffnungen.
We are Not Defeated!
Regie: Hye-Ran Lee, Korea 2006, 105 Min.
Sie waren 16 Jahre alt, als sie 14 Stunden täglich für die Hälfte des „normalen“ Männerlohns arbeiteten. Sie waren
Gewalttätigkeiten, Demütigungen und sexuellen Belästigungen durch männliche Kollegen ausgesetzt. Sie taten
sich zusammen und versuchten dieser Situation ein Ende zu setzen. In einer von Männern dominierten Fabrik
organisierten sich die Arbeiterinnen und gründeten die erste Frauengewerkschaft Koreas. Der Film erzählt von den
Widrigkeiten, Kämpfen und Niederlagen. Seit der Gründung der ersten Frauengewerkschaft sind 30 Jahre
verstrichen. Mit 50 Jahren setzen sie ungemindert ihren Kampf um Rechte und Anerkennung fort.
Spielfilme
Spider Lilies
Regie: Zero Chou, Taiwan 2007, 94 Min.
Takeko hat das Bild eines geheimnisvollen Tattoos in ihrem Studio hängen. Es zeigt eine goldene Spinnenlilie
(Lycoris Aurea), die Blume des Todes, die zu beiden Seiten des Pfades in das Totenreich wächst. Jade bewundert
dieses Meisterstück und will unbedingt auch so ein Tattoo haben. Sie weiß aber nicht, dass auf dem Bild das
Tattoo von Takekos totem Vater abgebildet ist und dass die Frauen sich vor vielen Jahren schon einmal begegnet
sind.
Vor zehn Jahren überlebte Takeko das Erdbeben, bei dem ihr Vater getötet wurde und ihr jüngerer Buder in ein
Koma fiel. Damals beschloss Takeko wie ihr Vater Tätowierer zu werden und begann eine Lehre bei dem großen
Künstler Sensei Yoshi. Schon bald trug sie ein ganz privates Geheimnis auf ihrem Arm - die schicksalhafte
Spinnenlilie, das letzte Bild, das Takekos Bruder sah, bevor er ins Koma fiel. In Jade hatte sie damals eine große
Bewunderin. Zero Chous Berlinale-Erfolg verknüpft die Geschichte eines erwachenden lesbischen Begehrens mit
einer medialen Reflexion über Erinnerung, Verlust und Trauma.
Love Conquers All
Regie: Chui Mui Tan, Malaysia 2006, 90 Min.
Eine sensible Studie über das Alltagsleben in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur.
Ah Peng kommt aus der Kleinstadt Penang nach Kuala Lumpur, um im Imbiss ihrer Tante zu arbeiten. Zunächst
verschließt sich Ah Peng dem hektischen Großstadtleben und beginnt eine zarte Freundschaft mit ihrer jüngeren
Cousine Mei. Doch eines Tages lernt sie zufällig John kennen, der sie überall verfolgt und aggressiv um sie wirbt.
Ah Peng gibt schließlich seinem Drängen nach, muss aber bald feststellen, dass John ein Zuhälter ist, der junge
Frauen in die Prostitution zwingt. Die Charaktere sind so zerbrechlich und einsam wie ihre Versuche, ihre
Einsamkeit zu überwinden und sich ein individuelles Leben zu erschaffen, sich als untauglich erweisen. Mit seinem
subtilen Minimalismus bewahrt der Film das Geheimnis seiner fragilen Figuren.
In Between Days
Regie: So-Yong Kim, USA 2005, 82 Min.
Aimie, ein vor kurzem aus Korea nach Kanada immigrierter Teenager, hat sich in ihren besten und einzigen Freund
Tran verliebt. Sie versucht, ihm ihre Gefühle zu vermitteln, hat aber zugleich Angst, dadurch ihre gemeinsame
Freundschaft zu gefährden. Die ohnehin heikle Situation zwischen den beiden wird zusätzlich durch die
Herausforderungen belastet, die das Leben in dem fremden Land an Aimie stellt. Um mehr Zeit mit Tran
verbringen zu können, lässt sie ihren Englischkurs sausen, dessen Abschlussprüfung sie ohnehin nicht bestanden
hätte. Außerdem hat sie Streit mit ihrer Mutter, die wieder heiraten möchte. Eines Tages muss sie erkennen, dass
sie Tran an ein koreanisches Mädchen verloren hat, das völlig amerikanisiert ist. Aimie isoliert sich immer mehr, bis
sie irgendwann gezwungen ist, in sich selbst nach Antworten zu suchen. Eine melancholische Studie über
Einsamkeit und Anonymität, die ganz von der jungen Hauptdarstellerin getragen wird. In ungeschönten,
grobkörnigen Digitalbildern vermittelt der Film eindrucksvoll das Gefühl von Entortung und Heimatlosigkeit.
Faces of a Fig Tree
Regie: Kaori Momoi, Japan 2006, 84 Min.
Die Familie Kadowaki lebt in einem traditionellen japanischen Holzhaus mit einem Feigenbaum im Hof. Die
Atmosphäre zwischen den Familienmitgliedern ist rau, aber herzlich. Ein geheimnisvoller nächtlicher Baustellenjob,
zu dem Vater Oto nach Tokio aufbricht, sät Misstrauen. Kaum zurück, stirbt Oto an einer plötzlichen Hirnblutung.
Mutter Maasa verliert das seelische Gleichgewicht, Tochter Yume entdeckt ihre Adoptionsurkunde; ihre Welt
befindet sich in Auflösung.
Anhand ihrer ambivalenten Charaktere zeichnet der Film das Leben der Familie Kadowaki tableauhaft nach und
setzt unbekümmert verschiedene Lebensmomente nebeneinander. Das bizarre Regiedebüt der bekannten
Schauspielerin Kaori Momoi lässt sich schwer fassen; seine Absurdität, seine Originalität, sein aberwitziger Humor,
selbst seine abgrundtiefe Traurigkeit sind aus grellbunten Pop-Bildern gemacht. Ein Film über Abschiede,
Ablösungen und verblassende Erinnerungen.
Garivegas
Regie: Sun-Min Kim, Korea 2005, 19 Min.
Garibong (Seoul) ist das Mekka der Industrialisierung und der kulturelle Treffpunkt der Fabrikarbeiter. Dort wohnen
viele Sino-Koreaner, zunehmend auch zahlreiche Arbeitnehmer aus Sri Lanka und Bangladesch. Sun Wha, eine
junge Arbeiterin, verliert ihre Stelle und muss weiterziehen. Bevor sie auszieht, wirft sie einen Blick auf das Viertel
zurück und hat vage Vorahnungen, dass das traditionelle Garibong der 70er und 80er Jahre bald verschwinden
wird. In ihr altes Zimmer zieht ein Bangladeschi ein, der für viel weniger Lohn als sie arbeiten wird. Beide haben
sich nichts zu sagen, aber auch nichts vorzuwerfen....
Waikiki Brothers
Regie: Soon-Rye Yim, Korea 2001, 109 Min.
Von nostalgischem 80er Jahre Charme durchzogenes Coming of Age-Drama um die Popgruppe "The Waikiki
Brothers", einst ausgezogen als Koreas Antwort auf die Beatles und jetzt ein Haufen gestrandeter Verlierer mit
langsam verblassenden Erinnerungen.
In langen Rückblenden führt der Film in die idealistische Jugendzeit der Protagonisten als sie noch eine
hoffnungsvolle High-School-Band waren. Die Popularisierung von Karaoke leitet den Niedergang der „Waikiki
Brothers“ ein: Aus finanzieller Not sehen sie sich nun gezwungen, an immer schäbigeren Orten aufzutreten. Die
wachsende Frustration der drei Bandmitglieder bedroht immer mehr den Zusammenhalt der Gruppe. Regisseurin
Soon-Rye Yim grundiert diese Geschichte mit einer stillen Melancholie und zeichnet warme, lebensnahe
Charaktere. Untermalt mit koreanischen Pop-Klassikern vergangener Jahrzehnte, erzählt „Waikiki Brothers“ die
Geschichte einer künstlerischen Desillusionierung und trotz all dem ein überzeugendes Plädoyer für die Kunst!
Ground Walk
Regie: Gilitte Leung, Hong Kong 2005, 51 Min.
Zwei junge Frauen fühlen sich gleich bei ihrem ersten Aufeinandertreffen zueinander hingezogen, doch beide
scheuen sich vor dem nächsten Schritt. Ein halbes Jahr später treffen sie sich bei einem Abendessen wieder.
Diesmal sind beide Frauen mutiger und werden schließlich ein Paar. Sie nehmen sich vor, Hongkong neu zu
erkunden. Ein spielerischer, experimenteller Film, ein lesbisches Road-Movie, das immer wieder die urbane
Topographie Hongkongs mit den Körpern der Protagonistinnen überblendet.
Fish and Elephant
Regie: Yu Li, China 2001, 106 Min.
„Fish and Elephant“ ist das mit Laien gedrehte Spielfilm-Debüt von Yu Li und gleichzeitig der erste chinesische
Spielfilm über die Liebe zwischen zwei Frauen. Ihre erste Begegnung verläuft derart alltäglich, dass man die
beiden zunächst kaum als Hauptdarstellerinnen wahrnimmt. Xiao Qun arbeitet als Elefantenpflegerin in einem
Tiergarten, Xiao Ling als Verkäuferin in einem Kleidergeschäft. Noch haben sie nichts gemeinsam, doch bald teilen
sie ihre Liebe zueinander. Die Regisseurin nähert sich ihnen mit einem beinahe dokumentarischen Stil. In ruhigen
Einstellungen vollzieht sich die vorsichtige Annäherung der Frauen. „Fish and Elephant“ wirft einen differenzierten
Blick auf eine Gesellschaft, in der vieles nicht gesehen wird, weil es nicht gesehen werden darf. Die Stimmen, die
Geräusche, der Lärm von der Straße bilden dabei eine Art Gegenwelt, die – wie die Beziehung der Frauen – ihr eigenes Tempo hat. Yu Li sagt selbst über ihren Film:„Ich wollte in meinem Film den Schmerz und die Hilflosigkeit einer Frau darstellen. In ihren Augen ist die Gesellschaft wie eine Mauer. Ihre Hoffnungen und Wünsche liegen jenseits dieser Mauer. Der stille Widerstand, den sie leistet, führt zu immer neuem Druck und Schmerz.“
Shara
Regie: Naomi Kawase, Japan 2003, 99 Min.
Ausgerechnet am Festtag des Gottes Jizo − Schutzpatron der Schwangeren und Kinder − verschwindet der kleine
Kei Aso beim Spiel mit seinem Zwillingsbruder Shun spurlos in den engen Gassen der Altstadt von Nara. Der
schwere Verlust stürzt die ganze Familie in eine jahrelange Depression. Jeder versucht auf seine Weise, das
traumatische Ereignis zu überwinden − vergeblich. Die Trauer um den geliebten Sohn und Zwillingsbruder ist
allgegenwärtig, vor allem dem Vater gelingt es nicht, seinen Schmerz in den Griff zu bekommen. Auch Shun geht
es nicht viel besser: Er steht seiner besten Freundin Yu sehr nahe, kann sich ihr aufgrund seines tiefen Schmerzes
aber nicht öffnen. Dies ändert sich Jahre später, als Shun und seine Eltern erfahren, was mit Kei geschehen ist.
Erst jetzt ist die Familie in der Lage, sich wirklich mit dem Geschehenen auseinanderzusetzen, um so langsam
wieder ins Leben zurückzufinden. Naomi Kawase, deren jüngster Film „Mogari no Mori“ dieses Jahr in Cannes den
großen Jurypreis erhielt, kultiviert auch in „Shara“ ihren eigenwilligen, meditativen Stil mit spärlichen Dialogen und
langen Kamerafahrten.
Bride of Silence
Regie: Minh Phuong Doan, Vietnam 2005, 114 Min.
Ein episches Werk, das im 19. Jahrhundert in Vietnam angesiedelt ist. Der Film erzählt die Geschichte der Suche
des Jungen Hien nach der wahren Geschichte seiner Mutter Ly An. Als die unverheiratete und schwangere junge
Frau eines Töpferdorfes sich weigert, den Namen des Vaters zu nennen, beschließen die Dorfältesten, ihr den
Schädel kahl zu scheren, das Neugeborene auf einem Floß auszusetzen und dem Schicksal der Götter zu
überantworten.
Die Geschwister Minh Phuong Doan und Thanh Nghia Doan schufen mit "Bride of Silence" ein bildgewaltiges
Melodram über eine Frau, die sich durch ihren Rückzug in Einsamkeit und Schweigen ihre Unabhängigkeit zu
bewahren vermochte. Der erste nichtstaatliche und feministische Film aus Vietnam.
Sepet
Regie: Yasmin Ahmad, Malaysia 2004, 111 Min.
Der 19-jährige Chinese Ah Long schlägt sich mit dem Erlös verkaufter Videoraubkopien auf einem Straßenmarkt in
Kuala Lumpur durchs Leben. Sein trüber Alltag zwischen Videostand, Konflikten mit lokalen Triaden und einer
kaputten Familie verändert sich schlagartig, als die malaysische Schülerin Orked auf der Suche nach Wong Kar-
Wai Filmen an seinem Stand auftaucht. Mit ihrer Liebe zum chinesischen Kino und ihrer Schwärmerei für den
chinesisch-japanischen Schauspieler Takeshi Kaneshiro trifft Orked bei ihren Mitschülern lediglich auf Verachtung
und Hohn. Als sich aus dem kurzen Zusammentreffen mit Ah Long eine große Liebe entwickelt, beginnt für beide
gleichzeitig der Kampf gegen Rassenvorurteile. „Sepet“ (malaysisches Synonym für Schlitzaugen) ist eine
tragische Liebesgeschichte zweier Teenager ganz unterschiedlicher familiärer, gesellschaftlicher und nationaler
Herkunft. Mit ihrem sensiblen Drama gelingt es Yasmin Ahmad, die Komplexität einer multikulturellen Gesellschaft
darzustellen.
Making Sun Dried Red Peppers
Regie: Hee-Sun Jang, Korea 2000, 54 Min.
Der Film beginnt auf dem Dach eines Hauses. Großmutter und Enkelin legen rote Pfefferschoten aus, die in der
Sonne trocknen sollen. Die Großmutter ist die treibende Kraft hinter diesem Ritual, das als Familientreffen dient,
auch wenn die Aufgaben von einzelnen ausgeführt werden. Es gibt den sonst gleichgültigen Familienmitgliedern
die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das Ziel des Films, die Frauen der Familie miteinander zu
versöhnen, wird am Ende erreicht, als sie auf dem Dach zusammensitzen und klar wird, dass sie gefilmt werden.
Das Nachspielen verschiedener Situationen dient als filmisches Mittel, um die Grenze zwischen Spiel- und
Dokumentarfilm zu verwischen.
One Night Husband
Regie: Pimpaka Towira, Thailand 2003, 118 Min.
Bereits in der Hochzeitsnacht verschwindet ihr frisch angetrauter Ehemann und als die selbstbewusste Sipang eine
Vermisstenanzeige aufgeben will, wird deutlich, dass sie eigentlich nicht viel über ihn weiß. Wahrscheinlich sei er
in einer Spielhalle, vermutet der Schwager, und dessen Frau Busaba steht daneben und schweigt. Busaba ist eine
unterdrückte Ehefrau, doch strahlt die Stille, die ihr Leid umgibt, auch Stärke und Stolz aus. Unmerklich rückt die
Figur allmählich ins Zentrum und der Schwerpunkt der Erzählung verlagert sich von der Suche nach dem
verlorenen Mann hin zur Annäherung zweier grundverschiedener Frauen.
Der Regisseurin Pimpaka Towira gelingt es, die Analyse patriarchaler Geschlechterverhältnisse mit der
psychologischen Studie einer aus langer Unterdrückung erwachenden Frau zu verknüpfen und dies als Zeitlupen-
Variante eines Krimis zu erzählen.
Before the Summer Passes Away
Regie: Ji-Hae Sung, Korea 2006, 78 Min.
Eine Dreiecksgeschichte. Die 29-jährige So-Yeon, die seit mehreren Jahren in Paris lebt und studiert, verbringt ihre
Sommerferien in Seoul. In der Zwischenzeit haben ihre beiden Geschwister geheiratet und Familien gegründet,
ihre Eltern sind aus Seoul weggezogen. So-Yeon fühlt sich in Seoul nicht mehr zu Hause. Doch der wahre Grund
für ihre Rückkehr ist ihre Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Min-Hwan, einem geschiedenen Diplomaten, mit dem
sie in Paris eine Affäre begonnen hatte. So-Yeon wünscht sich eine gemeinsame Zukunft mit ihm, aber der kühle
Min-Hwan hält sie immer wieder auf emotionale Distanz. Sie versucht Min-Hwan zu vergessen, als sie zufällig die
Bekanntschaft von Jae-Hyun macht, der sich Hals über Kopf in sie verliebt. Doch ihre Gefühle bleiben zerrissen.
Mit dem Ende des Sommers naht für So-Yeon die Rückkehr nach Paris. Das Regiedebut von Sung Ji-Hae, die
Jean Eustache zu ihren Lieblingsregisseurinnen zählt, ist eine genau beobachtete Studie über Einsamkeit und
unerfüllte Sehnsucht.
Kurzfilme
Feel Good Story
Regie: Kyoung-Mi Lee, Korea 2004, 36 Min.
Ji-Young arbeitet als Angestellte in einer kleinen Firma und widmet sich ganz ihrem Job. Ausgerechnet aufgrund
ihrer Loyalität muss sie Steuerhinterziehungen für die Firma vornehmen. Dabei entwickelt sich eine unterschwellige
Feindschaft mit ihrer Kollegin Hee-Jin, die schon länger Erfahrungen mit den illegalen Praktiken der Firma hat. Als
sich Ji-Young gegen die Korruption zu wehren beginnt, bricht ein Feuer im Firmengebäude aus.
Over the Lezbow
Regie: Zin-Young Choi, Korea 2007, 20 Min.
Eine junge Frau trifft auf eine Wahrsagerin, die ihre Zukunft liest und ihr ein Stück Glas namens „Gaydar“ gibt.
„Gaydar“ ist ein magisches Werkzeug, das unerkannte lesbische
Sexualität ans Licht zu bringen vermag. Die junge Frau sieht sich mit ihrem wahren Begehren konfrontiert und
beginnt ihre neue lesbische Identität zu akzeptieren.
Seung-A
Regie: Na-Young Kim, Korea 2007, 31 Min.
Die junge Mutter Seung-A arbeitet in einem Restaurant und lebt mit dem warmherzigen Won-Kyu zusammen.
Seung-As komplizierte Beziehungen zu ihrem Ex-Mann, der auch der Vater ihres Kindes ist, ihrem Vater und zu
einer Freundin, der sie Geld schuldet, machen ihr das Leben schwer. Durch die chaotischen Umstände wird auch
ihre Liebe zu Won-Kyu auf eine harte Probe gestellt. Schließlich entschließt sich Seung-A zu einem Neubeginn.
You Will Know
Regie: Young-Jae Kim, Korea 2007, 22 Min.
Der Schülerin So-Young wird vorgeworfen, bei einer Klausur gespickt zu haben. Die Teilzeitlehrerin Young-Sook,
die an jenem Tag die Klausuraufsicht hatte, wird misstrauisch, weil die Beweise für So-Youngs Betrug alles andere
als evident sind. Lehrerin und Schülerin schließen nun einen geheimen Pakt.
Flowering Day
Regie: Bo-Jeong Kim, Korea 2005, 38 Min.
Für den Teenager Young-Hoo ist ihre monatliche Menstruation eine große Irritation. Als
ihr Klassenkamerad Sang-Woo ihr eines Tages dabei hilft, ihr blutbeflecktes Kleid zu verdecken, verliebt sich
Young-Hoo in ihn.
Smoke-flavored Life
Regie: Eun-Jung Ryou, Korea 2004, 21 Min.
Die 7-jährige Young-Hee ahmt in frühreifer Manier die Erwachsenen um sie herum nach. Als eines Tages ihr
untreuer Vater sie und ihre Mutter schlägt, versucht sie ihre Mutter damit zu trösten, dass sie ihr eine Zigarette gibt.
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